Wiederentdecken und konservieren

Links: Tonja van Rooij bei der Probeentnahme an einem noch nicht von der Verklebung befreiten und auf einen neuen Träger übertragenen Fragment von Wandmalerei. Rechts: Abgenommene Wandmalerei aus dem 1955 abgerissenen Haus zum Vogelsang. Fotos: Daria Jermann; HKB Bern

Als 1955 das Haus zum Vogelsang am Kleinbasler Vogelsangweg abgebrochen werden sollte, drohte der Verlust der barocken Wandmalerei, die Wappen, lebensgrosse Figuren und Ornamente zeigte. In den 1960er bis 1980er Jahren standen weitere Hausabbrüche bevor, in der Hebelstrasse, am unteren Spalenberg, in der Aeschenvorstadt. Dabei stellte sich heraus, dass praktisch jedes historische Haus wie eine Zwiebel ältere Ausstattungsschichten in sich birgt. Manchmal kamen die kostbaren Malereien erst beim Abbruch zum Vorschein, sodass Restauratorinnen und Restauratoren in höchster Zeitnot zu retten versuchten, was zu retten war. Dabei wurde das Bild in der Regel abgeklebt, sodass die Malschicht zwar gesichert, aber nicht mehr sichtbar war. Die Fragmente wanderten ins Depot der Denkmalpflege. Wo eine Rückführung in ein neues oder restauriertes Haus nicht gelang, bedeutet dies die Endstation und teilweise das Vergessen.

Ein Projekt an der Hochschule der Künste Bern, Studiengang Konservierung und Restaurierung, mit mehreren studentischen Atelierarbeiten und der Masterarbeit von Tonja van Rooij widmet sich nun den konservatorischen Notwendigkeiten an den gelagerten Werken und wirft die Frage auf, in welcher Weise die Dokumente der Raumkunst künftig für die kunsthistorische und restauratorische Forschung gewinnbringend aufbewahrt und möglichst auch präsentiert werden können.

Zum Weiterlesen: Tonja van Rooij, «Wandmalereiabnahmen der 1950er bis 1980er Jahre in Basel», in: Kunst + Architektur in der Schweiz, Jg. 73, Nr. 4, 2022, S. 50‒57

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